Einleitung
Bei der Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln spielt die gute Herstellungspraxis (cGMP) eine zentrale Rolle, um die Qualität des Produkts sicherzustellen. Ein entscheidender Teil davon ist die Festlegung und Überprüfung der Spezifikationen für die Inhaltsstoffe, insbesondere für Pflanzenextrakte. Es gibt jedoch einen Bereich, der oft zu Missverständnissen und Verwirrung führt: die Pflanzen-zu-Extrakt-Verhältnisse. Dieser Artikel soll klären, was Pflanzen-zu-Extrakt-Verhältnisse bedeuten und welche Relevanz sie für die Qualitätskontrolle und Produktkennzeichnung haben.
Was sind Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnisse?
"Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnisse" repräsentieren die Menge an Pflanzenmaterial, die benötigt wird, um eine bestimmte Menge Extrakt herzustellen. Es ist ein Maß für den Ertrag aus dem Rohmaterial und gibt einen Hinweis auf die Stärke des Extrakts. Ein häufiges Missverständnis ist, dass ein höheres Verhältnis ein stärkeres Extrakt bedeutet. Dies ist jedoch nicht immer der Fall, da das Verhältnis auch von Faktoren wie der Qualität des Rohmaterials, der Art des verwendeten Lösungsmittels und den Parametern des Extraktionsprozesses beeinflusst wird.
Pflanzenextrakte: Typen und Formen
Pflanzenextrakte können basierend auf ihrer physischen Form in verschiedene Typen eingeteilt werden, wie in Tabelle 1 unten gezeigt:
Extraktart |
Extraktform |
Definition |
Beispiele für USP-Monographien |
Flüssigextrakt |
Flüssig |
Ein flüssiges Extrakt, das wässrigen Ethanol als Lösungsmittel oder Konservierungsmittel enthält, wobei jeder 1 ml Extrakt aus 1 g Trockenmaterial besteht. |
Knoblauchextrakt |
Tinktur |
Flüssig |
Ein flüssiges Extrakt, hergestellt mit Ethanol oder hydroethanolischen Mischungen durch Mazeration oder Perkolation. |
Rosenwurz-Tinktur, Baldrian-Tinktur |
Weichextrakte & Oleoresine |
Halbfest oder viskos |
Extrakt mit einer Konsistenz zwischen flüssig und trocken, oft aufgrund unvollständiger Verdunstung von Lösungsmitteln oder natürlichem Wassergehalt. |
Capsicum-Oleoresin (Chili-Extrakt) |
Trockenextrakt |
Fest |
Trockene Extrakte sind feste Artikel, wie Pulver, Flocken oder Granulate, die durch Verdampfung des in der Produktion verwendeten Lösungsmittels hergestellt werden. |
Guarana-Samenextrakt (trocken) |
Standardisierung von Pflanzenextrakten
Um eine gleichbleibende Qualität und Wirksamkeit von Pflanzenextrakten sicherzustellen, wird Standardisierung eingesetzt. Dies bedeutet, Produktionsprozesse zu kontrollieren und zu optimieren, um natürliche Schwankungen im Rohmaterial zu minimieren und sicherzustellen, dass der Extrakt eine definierte Menge an aktiven oder Marker-Verbindungen enthält. Beispiele für standardisierte Extrakte sind Sennaextrakt, der auf einen spezifischen Gehalt an Sennosiden standardisiert ist, und Mariendistelextrakt, der auf Silymarin standardisiert ist.
Herausforderungen bei Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnissen
Eine der größten Herausforderungen bei der Verwendung von Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnissen als Maß für die Extraktstärke ist die Variation des Extraktgehalts in verschiedenen Pflanzenmaterialien. Zum Beispiel kann dieselbe Pflanze, abhängig von Herkunft und Verarbeitung, auch unter identischen Extraktionsbedingungen unterschiedliche Ausbeuten liefern. Dies bedeutet, dass die Verhältnisse von Charge zu Charge variieren können, was Vergleiche zwischen Produkten erschwert.
Kennzeichnung von Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnissen
In vielen Ländern besteht die Anforderung, Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnisse auf dem Produktetikett anzugeben, insbesondere um Verbrauchern und Regulierungsbehörden das Verständnis der Stärke und Qualität des Produkts zu erleichtern. Ein Beispiel für eine korrekte Kennzeichnung gemäß der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) ist in Tabelle 2 unten dargestellt:
Zutat |
Fertiges Produkt (Kapsel) |
Trockenextrakt aus Baldrianwurzel |
Menge des Trockenextrakts (echte Pflanzenzubereitung und andere Hilfsstoffe) in der Phytomedizin: 200 mg/Kapsel |
Menge des echten Extrakts: 80% echter Extrakt |
Echter DER: 3–6:1 |
Andere Hilfsstoffe: 20% |
Etikett: Jede Kapsel enthält 160 mg Extrakt (als Trockenextrakt) von Valeriana officinalis L s.l., radix |
Fazit
Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnisse sind eine wichtige Komponente bei der Beschreibung von Pflanzenextrakten, sollten jedoch mit Vorsicht verwendet werden. Damit diese Verhältnisse ein faires Bild von der Qualität und Stärke des Extrakts vermitteln, ist es entscheidend, auch die gesamte Zusammensetzung des Extrakts zu berücksichtigen, einschließlich zugesetzter Hilfsstoffe und Extraktionsmethoden. Durch das Verständnis und die korrekte Anwendung von Pflanze-zu-Extrakt-Verhältnissen können Hersteller die Genauigkeit der Kennzeichnung ihrer Produkte verbessern und Verbraucher bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützen.
Quelle: National Libray of Medicine